Mehr Effizienz, weniger Gefahr. Die Russlandkrise macht deutlich, dass ein „historisches Energiesparpaket“ fällig ist.

Pressemitteilung vom 03. März 2022

Berlin. Um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten schnell und deutlich zu mindern, ist ein „Energiesparpaket von historischer Dimension“ nötig. Ohne eine solche Initiative ist „unsere Energiesicherheit ernsthaft in Gefahr“, heißt es in einem Aufruf der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF).

Energieeinsparung werde jetzt zum Gebot der nationalen und europäischen Sicherheit, heißt es in dem heute veröffentlichten Diskussionspapier. „Die friedlichste Kilowattstunde ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.“ Allein durch den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien lasse sich die „strategische Gaslücke“ nicht schließen.

Jeder und jede könne etwas tun, um den Energieverbrauch zu senken – durch Verhaltensänderungen, durch die Bevorzugung energiesparender Geräte, durch die Optimierung des Heizungsbetriebs und durch die energetische Ertüchtigung von Gebäuden. Auch Unternehmen hätten zahlreiche Handlungsmöglichkeiten. Allerdings dürfe der Staat Haushalte, Handwerker, Gewerbetreibende und Industriebetriebe nicht allein lassen. Vielmehr müsse die Bundesregierung in historischem Ausmaß aktiv werden, so wie sie es gerade auch an anderen Stellen demonstriere. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden, genau wie bei den bereits angekündigten Investitionen in die Infrastruktur zur Diversifizierung der Energieversorgung.

Konkret fordert die DENEFF eine medienwirksame Energiespar-Kampagne des Bundes, die alle Bevölkerungsschichten und Entscheidungsträger/innen anspricht und die mit konkreten „Energiespartipps zum Selbermachen“ motiviert; diese Kampagne sollte mit Spots im Fernsehen als auch in Internetportalen verschiedene Zielgruppen ansprechen. In diesem Rahmen sollten auch kostenlose Heizkosten- und Stromsparchecks angeboten werden.

Schnell umsetzbare Maßnahmen sollten durch Energiespargutscheine unbürokratisch gefördert werden. Besonders im Gebäudesektor, der für die Hälfte des deutschen Erdgasverbrauchs verantwortlich ist, gebe es vielfach noch kostengünstige Möglichkeiten zum Energiesparen. Um Verbraucherinnen und Verbraucher vor unnötig hohen Verbräuchen zu schützen, sollten Effizienznachweise in der Heizkostenabrechnung, digitales Energiemanagement für größere Gebäude, Effizienzanzeigen für alle neu installierten Heizungen Pflicht werden.

Um von Energieimporten unabhängig zu werden und um Planungssicherheit zu schaffen, müsse die Bundesregierung darüber hinaus jetzt eine milliardenschwere „Sanierungswelle“ starten. Dabei sollten zuerst große Gebäude der schlechtesten Effizienzklassen verpflichtend saniert werden und anspruchsvolle Sanierungen besonders belohnt werden. Haushaltsmittel in Höhe von jährlich 20 Milliarden Euro seien dafür ebenso erforderlich wie die Entbürokratisierung der Förderung. Für Personen, die aufgrund ihrer Lebens- oder Finanzlage von den bereits bestehenden Förderangeboten nicht erreicht werden, müssten passgenaue Unterstützungslösungen entwickelt werden.

Um das Energiesparen in der Wirtschaft zu beschleunigen, sollten kleine und mittlere Betriebe bei ihren Bemühungen durch Energiespargutscheine unterstützt werden. Darüber hinaus wird eine Sofortabschreibung für klimafreundliche Investitionen vorgeschlagen. Sehr wirtschaftliche Maßnahmen, die durch Energieaudits bekannt sind, sollten umgesetzt werden müssen, Wirtschaftlichkeitsrisiken abgesichert werden. Für alle Unternehmen mit größerem Energieverbrauch (mehr als 5 Gigawattstunden im Jahr) sollte außerdem ein Energiemanagement vorgeschrieben werden und Industrieausnahmen an Energieeffizienz-Gegenleistungen geknüpft werden.

„Energieeffizienz muss als strategische Ressource endlich verbindliches Politikziel werden“, heißt es in dem Aufruf der DENEFF. Eine niedrigere Energierechnung bedeute reduzierte Zahlungen an Putin und leiste Vorsorge, um die schlimmsten Auswirkungen einer drohenden Versorgungskrise zur nächsten Heizperiode im Herbst zu verhindern. Die DENEFF macht deshalb auch Vorschläge, um das Energiesystem und Wärmenetze sparsamer und krisenfester machen und Abwärme zu nutzen.

Das vollständige Papier finden Sie hier zum Download.

Die DENEFF und ihre rund 200 Mitglieder blicken mit Bestürzung und großer Sorge auf die Situation in der Ukraine. Unsere Gedanken sind bei den Leidtragenden dieses Krieges. Die Auswirkungen sind zurzeit weder geopolitisch, noch energiepolitisch oder wirtschaftlich absehbar. Wir hoffen inständig auf eine schnelle, diplomatische Deeskalation. Gleichzeitig möchten wir die Bemühungen der europäischen Institutionen und insbesondere der deutschen Bundesregierung unterstützen, die Versorgungssicherheit zu sichern und schnellstmögliche alle Handlungsmöglichkeiten zu nutzen.

Pressekontakt:

Franziska Goebel

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