RAP-Studie schafft Grundlage für Diskussion über energetischen Mindeststandards für den Gebäudebestand in Deutschland
Der Gebäudesektor verursacht rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Um die große Lücke zum Erreichen der Klimaziele zu schließen, muss die Modernisierungsrate deutlich gesteigert werden. Ein mögliches Instrument, um gezielt die energetisch schlechtesten Gebäude zu adressieren, sind energetische Mindeststandards für den Gebäudebestand (MEPS). Eine neue Studie des internationalen Think Tanks Regulatory Assistance Project (RAP) diskutiert Designkriterien und Umsetzungsoptionen für den deutschen Markt. Input dafür lieferten auch die Teilnehmer eines von der DENEFF organisierten Experten-Workshops im vergangenen Dezember, an dem auch Umwelt- und Verbraucherschutzverbände sowie Vertreter aus der Wissenschaft teilgenommen haben.
Mit der Einführung von energetischen Mindeststandards müssen die adressierten Gebäuden bis zu einem bestimmten Datum oder Zeitpunkt energetische Mindestanforderungen erfüllen. MEPS schaffen damit neue, zusätzliche Modernisierungsanlässe. Sie werden üblicherweise mit einer langen Vorlaufzeit eingeführt und erlauben flexible Optionen zur Erfüllung. Dies verschafft Gebäudeeigentümern und Investoren Klarheit und zugleich Flexibilität, um zum geeignetsten Zeitpunkt innerhalb des Lebenszyklus oder Investitionszyklus des Gebäudes zu investieren. Zugleich haben Industrie und Handwerk genügend Planungssicherheit zum Aufbau von Kapazitäten zur Umsetzung. Klare und leistbare Standards sollten der Studie nach gekoppelt sein mit einem soliden Förderrahmen zur Unterstützung und sozialen Absicherung. Zugleich müssen unzureichende Energiesparmaßnahmen vermieden werden, die tiefergehende Modernisierungen verhindern (sogenannte Lock-in-Effekte). Schließlich sollte die Erfüllung der Standards entsprechend kontrolliert werden.
Derzeit werden MEPS auch und vor allem auf EU-Ebene diskutiert. Derzeit plant die EU-Kommission, die europaweite Einführung von MEPS Ende dieses Jahres im Rahmen einer Novelle der EU-Gebäuderichtlinie vorzuschlagen. Die Studie zeigt dabei deutlich, dass bereits heute viele Länder und Regionen MEPS nutzen, um gezielt die energetisch schlechtesten Gebäude zu modernisieren.